Unser mitteleuropäischer Landschaftsraum unterliegt einer Vielzahl unterschiedlicher Nutzungsansprüche. Siedlungs- und Gewerbeentwicklung, ein dichtes Netz von Verkehrswegen, die intensiv betriebene Landwirtschaft oder großflächiger Rohstoffabbau haben in besonderem Maße zum Verlust naturnah zusammenhängender Landschaften und zur Verinselung ökologisch wertvoller Lebensräume geführt.
Von dieser Entwicklung sind neben vielen anderen Tierarten auch Reptilien und hier besonders auch unsere einheimischen Schlangenarten betroffen. Ihr Gefährdungsgrad wird leider überdeutlich in der aktuellen bundesdeutschen »Roten Liste« dokumentiert, die alle sechs deutschen Schlangenarten durchweg mit hohem bis höchstem Gefährdungsstatus verzeichnet.
Hinzu kommt die seit jeher vielfach von Vorurteilen geprägte Beziehung des Menschen zur Schlange, die eher ein Ergebnis seiner Fantasie und Ängste, denn der empirischen Forschung ist und die bis zur direkten Verfolgung und gezielten Vernichtung führte.
Die gegenwärtige Bestandssituation unserer Schlangenfauna erfordert dringend effektive Artenschutzmaßnahmen, die sowohl Schutz, Pflege, Entwicklung, Neuanlage oder Vernetzung von Lebensräumen als auch Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung einschließen müssen. Persönlich ist mir der diesbezügliche Handlungsbedarf seit langem durch das Beispiel der vom Aussterben bedrohten Würfelnatter (Natrix tessellata) vertraut, deren erfolgreiche Bestandserhaltung ich in RheinlandPfalz über viele Jahre mitbetreiben konnte.
Unabdingbare Voraussetzung für erfolgreiche Schutzbemühungen sind umfassende wissenschaftliche Kenntnisse über Biologie, Ökologie und noch genauere Details der aktuellen Bestandssituation der betreffenden Arten.
Hier schließt das vorliegende Werk über »Verbreitung, Ökologie und Schutz der Schlangen Deutschlands und angrenzender Gebiete« in beispielhafter und umfassender Form eine Vielzahl bisheriger Kenntnislücken und zeigt darüber hinaus praxisbezogene Schutzmöglichkeiten auf. Da Tiere, also auch Schlangen, sich in ihrer Verbreitung nicht nach politischen Grenzen zu richten pflegen, deckt der gebotene Wissensstoff weite über Deutschlands Grenzen hinausreichende Gebiete ab.
Meine besondere Anerkennung und mein Dank gebührt dabei der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) als anerkanntem Fachverband, die heute die größte Gesellschaft ihrer
Fachrichtung in der Welt darstellt. In engagierter Form hat sie die notwendigen Fachkenntnisse gesammelt und somit die Herausgabe dieses Werkes ermöglicht. Mit ihren Zeitschriften »Salamandra«
und »Elaphe« sowie der Supplementreihe »Mertensiella« hat diese Gesellschaft gleich drei Kommunikationsorgane, die national wie international hohes Ansehen genießen und sowohl von
Fachwissenschaftlern als auch von Amateurforschern gelesen und zur Publikation genutzt werden.
Gleichzeitig beglückwünsche ich die Herausgeber zu ihrem gelungenen neuen Standardwerk über die Schlangen Deutschlands.
Ich wünsche dem Band eine weite Verbreitung mit einer breiten Leserschaft nicht nur in Fachkreisen und eine konsequente Umsetzung der vielen Anregungen zum Schutz unserer einheimischen Schlangen.